Zum Jubiläum "100 Jahre Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz" haben wir in der Spielzeit 2019/2020 die Ernst-Boehe-Akademie für Streicher ins Leben gerufen.

Sie bietet besonders begabten jungen Musiker*innen die Möglichkeit, sich auf eine erfolgreiche Berufslaufbahn als Stimmführer*in im Orchester vorzubereiten. Dabei werden die Stipendiat*innen für exponierte Aufgaben an den vorderen Pulten geschult.

Durch interne und externe Kräfte erhalten sie zusätzliche Weiterbildungen in den Bereichen Führungsverhalten (Kommunikation, Konfliktlösung, fachliche Leitung einer Stimmgruppe) und Musikvermittlung (Arbeit mit unterschiedlichen Altersgruppen und Publikumsschichten). Dadurch erlangen sie die Fähigkeit, als umfassende Botschafter*in für Musik erfolgreich sein zu können.

  • Ausbildungskonzept

    Die derzeitige Instrumentalausbildung und die Personalauswahl im Orchester konzentrieren sich fast ausschließlich auf den Aspekt der instrumentalen Fertigkeiten. Diese Kompetenzen sind unbestritten sehr wichtig, eine erfolgreiche Führungskraft benötigt aber in der Praxis ein deutlich breiteres Wissen.

    Konflikte lösen, deutlich kommunizieren, Menschen an Musik heranführen, mit transkulturellen Kompetenzen neue Zielgruppen erreichen und schließlich ein bewusster Umgang mit der eigenen Gesundheit. Das alles sind wichtige Voraussetzungen, um in diesem äußerst kompetitiven Berufsumfeld erfolgreich bestehen zu können.

     

    Vision der Akademie

    Wir glauben an die Kraft und Bedeutung von Musik innerhalb der Gesellschaft und möchten deshalb einen Weg finden, damit herausragende Werke auch zukünftig eine große Resonanz finden.

     

    Mission der Akademie

    Die Orchestermusiker*innen der Zukunft sind umfassende und erfolgreiche Botschafter*innen für Musik.

    Die Fähigkeit, als umfassende*r Botschafter*in für Musik erfolgreich sein zu können, umfasst folgende Zielsetzungen:

    - Die Erfahrungen im Konzert- und Probebetrieb sind wichtige Voraussetzungen, um die erworbenen instrumentalen Fertigkeiten erfolgreich in der Praxis anwenden zu können.

    - Damit auch zukünftig möglichst viele Menschen mit Musik in Berührung kommen, müssen Musiker*innen zunehmend als Botschafter*innen agieren.

    - In einem stark kompetitiven Umfeld benötigen Orchester Musikerpersönlichkeiten mit herausragenden sozialen und kommunikativen Fähigkeiten.

    - Eine gute mentale und körperliche Verfassung ist wichtige Voraussetzung für ein erfülltes Berufsleben.

     

    Orchesterpraxis

    - Regelmäßiger Einsatz im Orchester mit dem Ziel, abhängig von der persönlichen Entwicklung, auch an den vorderen Positionen Erfahrungen machen zu können

    - Vorbereitung auf die Einsätze an den vorderen Pulten

    - Instrumentales Coaching und mentale Vorbereitung auf Probespiele mit Workshops durch externe Fachpersonen

    - Probespieltraining

     

    Vermittlung

    - Methodenkenntnisse in den Bereichen Musikvermittlung und interkulturelle Projekte/Diversität

    - Verständnis für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen

    - Präsentation und Moderation

    - Projektentwicklung, Planung und Durchführung

     

    Führung und Kommunikation

    - Methodenkenntnisse in den Bereichen Kommunikation und Führungsverhalten

    - Workshops und Coaching durch externe Fachpersonen

     

    Gesundheit

    - Instrumentenspezifische Ausbildung für den Umgang mit physischen Belastungen

    - Workshops für den Umgang mit psychischen Belastungen durch externe Fachpersonen

     

    Mentoring

    - Jede*r Stipendiat*in erhält eine*n persönliche*n Mentor*in aus dem Tutti der jeweiligen Stimmgruppe. Diese Person dient als Vertrauensperson und Orientierungspunkt.

  • Workshops und Seminare

    Kommunikation

    Außenwirkung und Bühnenpräsenz

    Wie wirke ich auf der Bühne? Wie wirken wir als Orchester auf der Bühne? In diesem Workshop geht es speziell um die verschiedenen Wirkungen, die man erzielt, gewollt oder ungewollt. Hier werden auch die Wechselwirkungen in Bezug auf verschiedene Probespielsituationen beleuchtet.

     

    Diplomatisch und klar kommunizieren

    In diesem Seminar geht es darum, Grundregeln affektiver Kommunikation besser kennen zu lernen. Diese sind einfach, aber nicht leicht. Anhand kurzer Theorie-Inputs und vieler Übungen werden die Stipendiat*innen für die vielen Ebenen und Facetten im Gespräch sensibilisiert. So können sie künftig Gespräche noch professioneller und effizienter gestalten und erzielen zufriedenstellende, tragfähige Ergebnisse bei mehr Harmonie und Verständnis füreinander.

     

    Mimikresonanztraining

    Studien haben gezeigt, dass jede zweite Emotion, die ein Mensch im Gesicht zeigt, übersehen oder falsch interpretiert wird. Deswegen ist es im Miteinander eine Schlüsselfähigkeit, die Emotionen seines Gegenübers zu erkennen und wertschätzend zu steuern. Das wiederum führt zu einer harmonischen Atmosphäre, einer höheren Qualität und Effektivität. Mimikresonanztraining schult die Wahrnehmungsfähigkeit und Empathie.

     

     

    Gesundheit

    Musikphysiologie im Probenalltag

    Dieser Workshop vermittelt den Umgang mit den speziellen Anforderungen, die das Orchesterspiel an den Körper stellt. Neben theoretischem Wissen werden auch praktische Übungen zum Thema Sitzen und zur Instrumentenhaltung vermittelt. Weiterhin werden Tipps für den Umgang mit Stress und Anregungen für ein ressourcenorientiertes Verhalten gegeben.

     

    Performancetraining: Der Umgang mit Stress und Angst

    Sie lernen, eine auftretende dysfunktionale Angst zu reduzieren und wir analysieren gemeinsam, auf welchem Nährboden Sie diese Angst selbst erzeugen und pflegen. Um stattdessen wieder vollen Zugriff auf all Ihre Potentiale zu haben, mit Spaß und positiver Ausrichtung im Fokus der Aufmerksamkeit stehen zu können und den Auftritt und Ihre Leistungsfähigkeit zu genießen, bietet dieses Seminar: Selbstwerttraining, persönliche Stressanalyse, Methoden zur selbstwirksamen Stressreduktion, optimierter "Fahrplan zum Auftritt", Analyse und Wandlung dysfunktionaler Kognitionen. Angereichert werden alle Aspekte mit aktuellem Know-how aus der Gehirnforschung, den Neurowissenschaften und Ansätzen aus der embodimentfokussierten Psychologie.

     

     

    Probespieltraining

    Mentales Probespieltraining

    Ressourcenstärkung durch spezielles imaginatives Probespieltraining, Lösung von Blockaden und negativen Gedankenmustern.

     

     

    Musikvermittlung

    In der Seminarwoche werden im ersten Teil theoretische Grundlagen erarbeitet. Dazu gehören Methodenkenntnisse in den Bereichen Musikvermittlung und interkulturelle Projekte, Verständnis für unterschiedliche Alters- und Zielgruppen und Instrumentenkunde. Im praktischen Teil der Seminarwoche erlernen die Stipendiat*innen Möglichkeiten zur Präsentation und Moderation von Instrumentenvorstellungen und führen diese in Kindergärten und Grundschulen durch.

     

     

    Diversität

    Die Workshops zum Thema Diversitätsentwicklung befassen sich mit den Themen Theoretische Grundlagen (Konzept Diversität, Zielgruppen) und Projektarbeit (Projektentwicklung und Durchführung).

  • Interesse an unserer Akademie?

    Freie Stellen in der Akademie

     

        Stipendien für Orchestermusiker*innen

        Aktuell keine offenen Stellen.

     

        Stipendium für Nachwuchsdirigent*innen

        Aktuell keine offenen Stellen.

  • Unsere aktuellen Stipendiat*innen

    Sebastián Camaño-Saavedra - Dirigent

    - Derzeit Masterstudent im Fach Orchesterleitung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim bei Michael Francis (in Kooperation mit der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz)

    - Bachelorstudium in Orchesterleitung an derselben Hochschule bei Prof. Stefan Blunier

    - Studium in Piano Performance an der Universidad de Chile bei Svetlana Kotova und Fernando Cortés

    - Assistent des Chefdirigenten der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz (Conducting Fellowship Academy / EBA 2024–2026)

    - Gastdirigent und Pianist/Korrepetitor u. a. beim Festival Sicily Music Holidays, an der Oper Frankfurt, an der Oper Heidelberg, beim Pfalztheater Kaiserslautern, bei der Orquesta Sinfónica de Antofagasta und der Orquesta Sinfónica de la Universidad de Concepción

    - Künstlerischer Leiter und Chefdirigent des „Orquesta y Coro de la Memoria Nacional“ (Chile) seit 2017

    - Stipendiat der Richard-Wagner-Stiftung (2025), der Fundación Ibáñez-Atkinson (2016–2024) und von Live Music Now Rhein-Neckar (2023–2025)

     

    Jihye Yoon – Violine

    - Masterstudium an der Musikhochschule Mannheim bei Prof. Hagner

    - Seit Juni 2024 Mitglied der Jungen Deutschen Philharmonie

    - 2024 am Moritzburg Festival teilgenommen

    - Als Aushilfe bei den Münchner Symphonikern gespielt

    - Im Nationaltheater Mannheim Tanz im Streichquartett mitgespielt

     

    Jiyoung Park – Violine

    - Derzeit Masterstudentin an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim bei Prof. Viviane Hagner 

    - Abschluss des Master of Music an der Royal Academy of Music in London (Erasmus-Programm) 

    - Aushilfe beim Philharmonischen Staatsorchester Mainz und Teilnahme an den Bregenzer Festspielen 

    - Erfahrung bei renommierten Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival

     

    Steven Tse – Viola

    - Derzeit Masterstudent an der Hochschule für Musik und Tanz Köln bei Prof. Alexander Gordon

    - Praktikant beim Staatsorchester Darmstadt (Spielzeit 23/24)

    - Aushilfe beim WDR Funkhausorchester 

    - Erfahrung bei renommierten Festivals wie dem Schleswig-Holstein Musik Festival, Creative Dialogue und Heifetz International Music Institute (USA)

     

    Josef Viorel Dragus – Violoncello

    - Derzeit Masterstudent an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart bei Prof. Conradin Brotbek 

    - Solo-Cellist im Lech Classic Festival Orchester und Mitglied des Moritzburg Festival Orchesters 

    - Aushilfe bei renommierten Orchestern wie den Münchner Symphonikern und dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim 

    - Preisträger beim Bundeswettbewerb Jugend musiziert und dem International Heran Cello Wettbewerb

     

    Noémie Maria Klages – Violoncello

    - Derzeit Masterstudentin an der Folkwang Universität der Künste, Essen bei Prof. Bonian Tian

    - Bachelorstudium bei Prof. Christoph Richter an der Folkwang UdK, Essen

    - Jungstudium an der Detmolder Musikhochschule bei Prof. Alexander Gebert

    - Aushilfe bei den Essener Philharmonikern; bei der Staatsoper Hannover und beim Folkwang Kammerorchester

    - Solo-Konzerte mit dem Leipziger Symphonieorchester, den Bergischen Symphonikern und dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester

    - Stipendiatin der "PE-Förderungen Mannheim", "Freunde Junger Musiker Frankfurt" und "Live Music Now Yehudi Menuhin"

     

    David Domínguez Vargas – Kontrabass

    - Derzeit Masterstudent an der HMDK Stuttgart bei Prof. Philipp Stubenrauch

    - Bachelor of Music an der Guildhall School of Music and Drama London bei Prof. Luis Cabrera und Prof. Rinat Ibragimov

    - Regelmäßige Aushilfe u. a. beim Staatsorchester Stuttgart und bei der Bodensee Philharmonie Konstanz

    - Mitglied des Schleswig-Holstein Musik Festival Orchesters 2023 und 2024

    - Mitglied des Dudamel Foundation Orchestra 2021 unter der Leitung von Gustavo Dudamel

    - Stipendiat u. a. der Royal Philharmonic Society (UK) sowie der Carin-Riesen-Stiftung (Deutschland)

     

    Mikiyasu Furumiya – Kontrabass

    - Derzeit Bachelorstudium an der Hochschule für Musik Würzburg bei Prof. Michinori Bunya

    - Als Solist unter anderem mit der Nagoya Philharmonic und dem Central Aichi Symphony Orchestra aufgetreten

    - Teilnahme an der Moritzburg Festival Akademie und am Fränkischen Sommer, unter anderem

    -Preisträger beim 29. Leoš-Janáček-Internationalen Wettbewerb (Tschechien) und mehreren Wettbewerben

  • Erfolge unserer Absolvent*innen

    Jueun Hwang - 1. Violine

    - Stipendiatin der Akademie: September 2020 – August 2021

    - September 2021 – Mai 2022 1. Violine (Zeitvertrag), Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

    - Seit Juni 2022: Vorspielerin 2. Violine, Deutsche Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz

     

    Iseon Kim - 2. Violine

    - Stipendiat der Akademie: September 2020 – Februar 2022

    - März 2022: 2. Konzertmeister (Zeitvertrag), Theater Lübeck

    - Seit Januar 2025: 2. Konzertmeister (Festanstellung), Theater Heidelberg

     

    Taihei Wada - Viola

    - Stipendiat der Akademie: September 2020 – Juli 2022

    - Stellvertretende Solostelle (Zeitvertrag), Philharmonisches Orchester Kiel

    - Spielzeit 22-23: Stv. Solostelle (Zeitvertrag), Philharmonisches Staatsorchester Mainz

    - Solobratschist im Stadttheater Gießen

     

    Ana Camón Botella - Violoncello

    - Stipendiatin der Akademie: September 2020 – Juli 2021

    - Lehrtätigkeit, Kölner Musikakademie

     

    Masako Ogawa - Kontrabass

    - Stipendiatin der Akademie: September 2020 – November 2021

    - Vorspielerin (Zeitvertrag), Orchester des Staatstheaters am Gärtnerplatz München

    - Seit Spielzeit 22-23: Stellvertretende Solostelle, Pfalztheater Kaiserslautern

     

    Sophie Taubitz - Kontrabass

    - Stipendiatin der Akademie: September 2022 – August 2023

    - Seit Spielzeit 23-24: Vorspielerin, Württembergische Philharmonie Reutlingen

  • Der Namensgeber der Akademie

    Ernst Boehe war von 1920 bis zu seinem Tod 1938 Generalmusikdirektor des Pfalzorchesters, so der damalige Name der heutigen Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz.

    Er stammte aus einer bayerischen Offiziersfamilie und die dort erlernte Disziplin und das Organisationstalent des bei Amtsantritt 40-Jährigen erwiesen sich als eine wahre Goldgrube für das Orchester: Innerhalb kürzester Zeit formte er einen Klangkörper, der in ganz Rheinland-Pfalz umjubelt wurde. Allein in seiner ersten Spielzeit realisierte Boehe die bemerkenswerte Anzahl von 114 Konzerten – mit einem Orchester, das bis dahin Schwierigkeiten hatte, in ausreichender Besetzung proben zu können.

    Aufgrund seines außergewöhnlichen Engagements gelang es Ernst Boehe darüber hinaus, sein Orchester durch die Weltwirtschaftskrise zu führen, die in Deutschland Ende der 1920er-Jahre tobte und das kulturelle Leben im Kern bedrohte. Er bat Unternehmen um finanzielle Hilfe und organisierte Kleidung, Briketts und Fleischbüchsen für die Orchestermitglieder.

    In seinen 18 Jahren als Generalmusikdirektor führte Boehe das Orchester zu großem Ruhm, welches bald auch weit über die Grenzen von Rheinland-Pfalz hinaus bekannt wurde. Zahlreiche berühmte Solisten wie Wilhelm Kempff, Adolf Busch oder Georg Kulenkampff kamen in seiner Amtszeit nach Ludwigshafen. 1929 dirigierte Richard Strauss, der mit Boehe befreundet war, persönlich das Orchester und schrieb hinterher, es werde ihm „stets eine Freude sein, mit diesem wohldisziplinierten und vorzüglich geleiteten Klangkörper zu konzertieren.“

    Ernst Boehe war nicht nur Dirigent, sondern auch renommierter Komponist, viele seiner Kompositionen wurden mit der Deutschen Staatsphilharmonie aufgenommen.

Kontakt

Für weitere Informationen steht Ihnen Frau Christiane Garbe (Assistentin des Intendanten) zur Verfügung.

Christiane Garbe
Projektleitung Ernst-Boehe-Akademie

0621 / 599 09 17
akademie@staatsphilharmonie.de

Mit freundlicher Unterstützung von